Samstag, 5. September 2015

Tag 1: Harusi - Hochzeit

Heute morgen hat uns Baraka gefragt, ob wir Lust haben, mit auf eine afrikanische Hochzeit zu gehen. Mama Anne hatte dem Hochzeitspaar von ihrem Besuch erzählt und beide waren hellauf begeistert und meinten, dass sie sich sehr freuen würden, wenn wir zu ihrer Hochzeit kommen. Internationale Gäste sind wohl besonders willkommen bei tansanischen Hochzeiten. Kathi und ich mussten an sich nicht lange überlegen, ob wir Lust haben. Nur die Kleidung war eine kleine Herausfoderung, da unser kleines Reisegepäck eigentlich nicht für so einen Anlass ausgelegt war. Da wir beide aber zumindest ein Outfit dabei haben, dass einigermaßen gut zu einer Hochzeit passte, machten wir uns einfach keine weiteren Sorgen, sondern nutzten die wunderbare Gelegenheit.
Um 17 Uhr fuhren wir mit Baraka von Nambala aus zum Lifestock Institute nach Tengeru. Die Hochzeit sollte um diese Zeit beginnen. Baraka hatte uns aber schon vorher versichert, dass es wahrscheinlich erst ab 18 Uhr richtig losgehen würden. Am Ende war es ungefähr 19 Uhr als das Brautpaar ankam. In der Zwischenzeit waren wir noch tanken in der Nähe vom Tengeru Markt und sind im Anschluss noch ein wenig auf dem Gelände vom Lifestock Institute herumgegangen. Patrick war hier 30 Jahre Lehrer am College und Baraka hat mit seinen Geschwistern hier viel Zeit seiner Kindheit verbracht.
Als um 19 Uhr die Hochzeit losging, waren ungefähr 250 Gäste gekommen. Auf einer Wiese war ein großes Zelt errichtet wurden, ein DJ machte Musik und ein Moderator führte den ganzen Abend durch die Hochzeit. Noch bevor das Brautpaar in die offene Zeltmitte getreten war, präsentierten erste Gruppen Tänze. Am Eingang nahmen wir uns einen Softdrink und gingen zu unserem Platz. Das Zelt war so aufgeteilt, dass es einen runden Tisch für die Eltern und nahen Verwandten von Braut und Bräutigam gab. Der Rest des Zeltes war aufgeteilt in Freunde und andere Verwandte von Bräutigam auf der einen und der Braut auf der anderen Seite. Da beide von unterschiedlichen Stämmen stammen, war es wohl auch so, dass sie die beiden Parteien der Hochzeit wenig kannten. Interstammes-Hochzeiten sind in Tansania mittlerweile eine normale Sache. In Kenya zum Beispiel sind sie aber immer noch eine absolute Seltenheit, wie Baraka uns erzählte.
Nach dem wir nun unseren Platz eingenommen hatten, bekamen wir als erstes eine Suppe aus grünen Bananen und Fleisch serviert. Sie erinnerte vom Geschmack ein wenig an Gluschsuppe oder dicke Bratensoße. Später am Abend gab es dann ein Buffett mit Reis, Yams, Egg Plant (Bittertomaten), Rindfleisch, Hühnchen und Ziege, die afrikanische Hochzeitstorte. Die Ziege war vorher auf einem Wagen fertig gebraten in die Mitte des Zeltes gefahren wurden und das Brautpaar hatte sie angeschnitten und sich dann gegenseitig mit einem Stück fleisch von der Ziege gefüttert. Vorher gab es aber auch noch die englische Tradition der Hochzeitstorte, die auf gleich Art präsentiert, angeschnitten und gefüttert wurde. Auf allen Tischen stand außerdem eine kleine Hochzeitstorte, die von einem paar an diesem Tisch angeschnitten und an die weiteren Gäste am Tisch verteilt wurde. Kathi und ich hatten die Ehre diese Aufgabe zu übernehmen. Es war nicht so einfach, da Plastikmesser und dicker Zuckerguss doch einigermaßen gegeneinander versuchten anzukämpfen.
Ein weiterer Programmpunkt war das Öffnen von Sektflaschen. Auch hier wurde ich von den Gästen gebeten dies zu übernehmen. Sofort machte ich mich daran, den Sekt möglichst leise und ohne Sprudeln der Flasche zu öffnen. Als ich fertig war, sah ich, dass um mich herum alle Flaschen geschüttelt und die Korken geknallt wurden. Gut, dass in diesem Moment nicht die Kamera, die den ganzen Abend filmte und live-Bilder auf einen Fernseher übertrug, gehalten wurde und meine sehr deutsche und saubere Art die Flasche zu öffnen zeigte. Am Tisch erklärte ich dann, dass ich möglichst keinen Sekt verschütten wollte und alle lachten.
Als letztes übergaben wir nach vielen Präsentationen von Gästen noch unser kleines Geldgeschenk an das Brautpaar, dass am Ende eines roten Teppichs an einer weiteren Seite des Zeltes auf zwei prächtigen Stühlen saß. Gruppenweise tanzten Gäste dort heran, legte ihre Geschenke auf einem Tisch ab oder warfen Geld in einen Korb. Im Anschluss gratulierten sie dann noch dem Brautpaar und den Trauzeug*innen. Alle waren so wunderschön angezogen und freuten sich über beide Ohren über ihre gelungene Feier. Baraka, Kathi und ich machten uns dann aber auf den Weg, da es mittlerweile 0 Uhr war und uns immer noch der lange Anreisetag in den Knochen steckte. Ungefähr eine halbe Stunde später waren wir angekommen und fielen müde aber glücklich nach einem aufregenden ersten Tag in unser Bett.