Montag, 18. Juli 2016

Den Corrib entlang

Nach einer langen Busfahrt kamen wir am Samstag in Galway gegen 15 Uhr an. Der Busbahnhof liegt unmittelbar im Zentrum der Stadt neben dem Eyre Square, einer großen Wiese, auf der hunderte von Menschen an diesem Tag die Sonnenstrahlen und das warme Wetter genossen. Uns führte der Weg über den Square vorbei an der Einkaufsstraße etwa 10 Minuten in Richtung Norden entlang des Fluß Corrib. Unser Hostel war nur wenige Minuten vom Theater entfernt an der Grenze zwischen Stadtzentrum und einem angrenzenden Wohn- und Gewerbegebiet. Wir wurden freundlich begrüßt und gingen in unser kleines Zimmer, wo wir kurz unsere Sachen ablegten und uns danach auf zum Supermarkt machten, um ein paar Lebensmittel einzukaufen, die wir für das Frühstück am kommenden Morgen brauchten.

Anschließend ging es wieder in die Stadt, wo an diesem Wochenende ein internationales Kleinkünstertreffen stattfand und so waren Musiker, Zauberer und Artisten überall auf den Straßen unermüdlich dabei, Menschen für ihre Kunst zu faszinieren und sie um etwas Kleingeld zu bitten. Diesen Teil der Stadt, die Einkaufsstraße und die Gebiete westlich des Fluß Corrib kannten wir schon einigermaßen von unserem Besuch vor zwei Jahren. Es gab dort ein Restaurant, dass wir gern für den Abend wieder finden wollten. Dort hatten wir einen guten und preiswerten Shepherd's Pie gegessen, einem Auflauf aus Hackfleisch, Kartoffelbrei und Knollengemüse. Wir fanden zwar den Laden wieder, aber irgendwie waren unsere Erinnerungen besser als unser gegenwärtiger Eindruck. Alles wirkte sehr nach Abfertigung, kaum eine freundliche Geste war zu bemerken und an den Tischen blieb viel Essen stehen, wenn die Gäste gingen. Ähnlich erging es auch uns. Wir waren zwar satt, aber geschmacklich ludt das Essen nicht dazu ein, mehr zu essen, als der Hunger brauchte.

Mit vollen Bäuchen wollten wir noch ein wenig in der Stadt herumgehen und uns für den Abend einen Pub suchen, in dem wir bei handgemachter irischer Musik den Abend ausklingen lassen konnten. Da es ein Samstagabend war, bestand eine gute Chance, dass unsere Idee umsetzbar war. Zunächst gingen wir wieder zurück Richtung Eyre Square, wo wir uns für ein Pint Bier und einen Whisky an die Bar im Tigh Fox Pub setzten. Am Eingang spilten drei Musiker mit Banjo, Dudelsack und Flöte irische Musik. Aufmerksam geworden waren wir auf den Pub, weil er im Internet als einer mit guter Lifemusik beschrieben wurde. Die Klänge wurden außerdem über einen Lautsprecher nach draußen transportiert und spülten immer wieder neue Gäste in den Pub, solange die Musiker spielten. Nach einer ganzen Weile gingen die drei Männer ihres Weges in einen anderen Pub und auch wieder machten uns auf den Weg, um zu sehen, ob sich noch etwas anderes finden ließe, wo wir den Abend verbringen konnten.

Unser Weg führte uns wieder über die Einkaufsstraße, die passenderweise Shop Street, also Ladenstraße heißt. Vorbei an Zauberern, Seiltänzen und Schwertschluckern ging es für uns über den Fluß Corrib in eine kleine Seitenstraße, wo wir ganz zufällig einen Pub entdeckten, in dem Musik gespielt wurde und der zwar voll schien, aber noch genug Platz für uns beide bot. Ich bestellte an der Bar zwei Getränke und als ich zurück kam, wurden uns direkt zwei Plätze von freundlichen Menschen in ihrem Tisch angeboten. Es stellt sich heraus, dass zwei davon ein Busfahrer und seine Frau waren, die die Nacht in der Stadt verbringen, bevor es morgen wieder zurück mit dem Bus nach Kerry geht. Wir tauschten viele Geschichten und Erlebnisse mit den beiden aus und Bier und Whisky sorgten zusammen mit der Musik für eine gute Stimmung. Gegen 0 Uhr machten wir uns dann auf den Weg zurück zum Hostel. 

Der nächste morgen begann für uns mit einem Frühstück und einem Gespräch mit einem der Mitarbeiter des Hostels, der Franzose war, aber schon seit 12 Jahren in Galway lebte. Magdeburg hatte er auch schon einmal bereist und war damit der erste, der die Stadt kannte, wenn wir danach gefragt wurden, wo wir erkämen. Meist erzählten wir, dass die Stadt zwischen Berlin und Hannover, 1 Stunde nördlich von Leipzig an der Elbe liegen würde - was den meisten auch genügte. Nach dem Frühstück machten wir uns fertig für die nächste Etappe unserer Reise und gingen mit gepackten Rucksäcken in die Stadt, wo wir es uns auf der großen Wiese des Eyre Square gemütlich machten. Es war 11 Uhr morgens und unser Bus sollte 14:15 Uhr fahren. Die Sonne war warm an dem Tag und so lagen wir erst hier eine Weile herum, gingen noch etwas essen und spazierten zum Abschluss noch einmal in den Hafen.

Zu besagter Zeit fuhren wir dann mit dem Bus Richtung Norden, immer entlang des Fluß Corrib, der etwas nördlicher aus dem See Lough Corrib entsprang. Unser Ziel war Cong, ein kleines Ort am nördlichen Ende des Lough Corrib, wo 1952 der Film "The Quiet Man" mit John Wayne  gedreht wurden war. Da an einem Sonntag aber kein Bus direkt nach Cong fuhr, hatten wir uns überlegt, bis Ballinrobe zu fahren und uns die letzten 12km zu Fuß entlang der Straße den Weg nach Cong zu bahnen. Am Ortsausgang fragte ich zwei ältere Menschen, welche Straße die bessere nach Cong sei, da es zwei mögliche Wege gab. Sie empfahlen uns, die größere der beiden Straßen zu nehmen, da es die Möglichkeit gab, per Anhalter mitgenommen zu werden. Nach etwa 3 Minuten auf dieser Strecke reckte ich versuchtshalber meinen Daumen in die Höhe und propmt hielt ein Transporter an. Ein junger Mann guckte aus dem Fenster und fragte, wo wir hinwollten. Cong sei unser Ziel sagten wir und schwupps waren die Türen auf, ich saß im Laderaum und Kathi zwischen drei Menschen vorn beim Fahrer. Nach nicht einmal 10 Minuten hatten wir das Hostel erreicht, dass wir erst 2,5 Stunden später zu Fuß erreicht hätten.

Als Kathi ausstieg, erzählte sie mir aufgeregt, dass der Fahrer uns am Abend zu einer Bootstour eingeladen hätte. Ich gab der Tochter, die mit ihm Auto war meine Nummer und sie meiten sich zu melden, sobald sie das Boot gesäubert hätten. Wir bezogen in der Zwischenzeit unser Zimmer, machten uns mit dem Haus kurz vertraut und gingen dann Richtung Bootsanleger und in den nahegelegenen Wald, der auf einer kleinen Halbinsel wuchs, die in den See hinein ragte. Dort gab es einen Weg rings um die Halbinsel herum, den wir entlang schlenderten und ab uns zu von Weg ab runter an das Ufer des Sees gingen.

Etwa 2,5 Stunden später saßen wir dann auf dem Boot von John Cummins. Wie wir später erfuhren, ist er der Eigentümer des Supermarks in Ballinrobe und einiger anderer Firmen. Die Tour, zu der er uns eingeladen hatte, nutze er als Fahrstunde für seinen Sohn. John bot uns an, Fotos mit uns vor Ashford Castle zu machen, einem alten Schloss in Cong, dass am Ufer des Lough Corrib steht und als Hotel genutzt wird. Es war wirklich toll, so eine persönliche Führung zum Schloss zu bekommen. John empfahl uns auch viele andere Wandermöglichkeiten um Cong, die uns an die interessanten Flecken des Ortes führen würden. 

Zurück am Anleger standen dort seine Frau und eine weitere Tochter, die mit auf das Boot stiegen. Nach einem kurzen Gespräch verabschiedeten wir uns von allen und gingen zurück zum Hostel, wo wir uns nach Pasta, die wir im hauseigenen Minisupermarkt gekauft hatten, satt und zufrieden ins Bett legten und "The Quiet Man" guckten - der Film, für den der Ort zu berühmt geworden war. Zwar schafften wir es nicht bis zum Ende des Films unsere Augen offen zu halten, aber einen Eindruck hatten wir auf jeden Fall gewonnen.