Dienstag, 19. Juli 2016

Cong

In Cong hatten wir zwei Übernachtungen gebucht, sodass wir an unserem ganzen Tag in dem Ort alles in Ruhe zu Fuß erkunden konnten. Von unserem Hostel aus mussten wir etwa 1km wandern, bis wir im eigentlichen Dorf waren. Wie schon erwähnt war das Dorf vor mehr als einem halben Jahrhundert Kulisse für den Hollywood-Film "The Quiet Man". Da das Dorf seit dieser Zeit von diesem Ereignis zehrte, guckten Kathi und ich uns am Vorabend den Film an. Am nächsten Morgen wurden mir schon im Hostel bewusst, wie sehr dieser Dreh den Ort gepägt hatte. Wirklich an jeder Wand hingen Bilder aus dem Bild, Filmplakate und jeden Abend wurde der Film 20 Uhr im hauseigenen Mini-Kino gezeigt. Da wir den Film zunächst nur teilweise und in deutscher Sprache gesehen hatten, wollte wir am Abend uns noch einmal die volle Länge von 2:09 Stunden auf Englisch ansehen.

Am Vormittag machten wir uns zunächst auf den Weg ins Dorf. Entlang der Galway Road gingen wir an einer hohen Steinmauer entlang, die die Straße vom Anwesen des Ashford Castle trennte. Nach etwa fünf Minuten war das große Eingangstor des Schlosses zu sehen. Dort standen zwei Portiers in feinen Gehröcken. Weiter den Weg entlang kamen wir zu einem Schild, auf dem von Kelly's Cave, also Kellys Höhle die Rede war. Kurzerhand bogen wir nach rechts in einen kleinen Wald ab und nach etwa fünf Minuten standen wir vor der Höhle. Später erfuhren wir, dass die Höhle nach einer jungen Frau benannt war, die sich während einer Revolte im 18.Jh. hier versteckt hielt. Rings um Cong gab es viele solcher Höhlen. Das Gestein wurde über die Jahrhunderte vom Wasser des Lough Corrib und Lough Mask ausgehöhlt und unterirdische Flüsse durchströmen die Gegend. 
Einige der Höhlen wurden nach Ziegen, Pferden und anderen Tieren benannt, die diese entdeckten, weil sie darin einbrachen. Wir gingen den Weg weiter und kamen zu einem kleinen Fluss, der eine herrliche Szene bot. An den Ufern säumten Steine den Lauf des Wassers, dahinter ragten Bäume auf und in der Mitte floss das Wasser mit einem fröhlichen Plältschern unter dem blauen Himmel dahin. Es war ein schöner Tag, der bereits jetzt gegen 10 Uhr Anzeichen machte, auch ein sehr warmer zu werden.
Da der Weg am Fluss endete, gingen wir wieder zurück zu Staße und weiter in Richtung des Dorfes. Dort erkundigten wir uns zunächst in den Touristen-Information und gingen dann entlang der Ruine einer alten Abtei durch einen kleinen Park zu einem Haus, dass mitten in den Fluss gebaut war und wahrscheinlich als Fischerhütte für Mönche in 12. und 13.Jh. diente. Jeden Sommer kamen Lachse, die in Cong geboren wurden, aus Grönland zurück nach Cong. Zu früheren Zeiten hatten sich die Mönche diesen Strom zu Nutze gemacht und ihren Speiseplan um Lachs und auch Forelle erweitert. Zu einem kleinen Loch im Boden des Hauses, unter dem man den Fluss sehen kann, erzählt, dass die Mönche neben Angeln auch Netze zum Fang nutzen. An dem Netz war ein Seil befestigt, dass bis in die Küche der Abtei ging. Immer, wenn Fische ins Netz gegangen waren, läutete verbunden mit diesem Seil eine Glöcke in der Küche, sodass das Feuer angeheißt werden konnte, um den Fisch zu zubereiten.
Von diesem Punkt aus gingen wir weiter den Ort bergab und kamen zu einem Spar, wo wir ein paar Lebensmittel für den Abend einkauften. Von dort aus machten wir uns zunächst wieder auf in Richtung Hostel. Das Wetter war ideal zum Waschen, da wir uns bei besten Sonnenschein den Trockner sparen konnten, was für irische Verhältnisse eine Besonderheit ist. Während diese Wäsche wusch lagen wir auf einer Wiese und genossen mit Büchern und Tee die Sonnenstrahlen. Am Nachmittag wollten wir dann eine längere Wanderung unternehmen und gingen dazu über das Gelände der nahegelegenen Ashford Lodge in Richtung des Schlosses vorbei einem einem Golzplatz und über eine Brücke.

Hinter dem Schloss ging dann ein Weg in einem Wald hinein und dort wanderten wir ungefähr dreiviertel Stunde, bis wir zu einem kleinen Steinstrand kamen, wo wir mit den Füßen ins Wasser gingen. Um unsere Füße herum waren viele kleine Fische, die sich im seichten warmen Uferwasser aufhielten. Die rundne kleinen Steine waren schmierig und so gingen wir nur ein kleines Stück hinein.

Weitere zehn Minuten später waren wir dann an einem Aussichtspunkt angekommen, von aus man von einer etwas erhöhten Position auf den Lough Corrib und die Berge im Westen des Sees blicken konnte. Dies würde auch die Richtung seien, in die unsere Reise am nächsten Tag weiter ging. Auf dem Weg zurück kamen wir noch an vielen schönen Stellen im Wald vorbei, wo kleine Bäche sich den Weg bahnten und Holzbrücken zur Überquerung gebaut wurden, Efeu an den Bäumen empor kroch und zum Teil armdicke Wurzeln gebildet hatte. Am Ausgang des Waldes stand das Gebäude, das einst als Falknereischule genutzt wurde und heute ein privates Wohnhaus ist. Noch etwa 20 Minuten dauerte es, bis wir wieder den Ort erreicht hatten.
Wir versorgten unsere Tee und Kaffegranulat übersättigten Geschmäcker mit einem guten Café Latte und gingen zurück zum Hostel. Dort konnten wir die trockene und nach den Wanderungen gesäuberte Wäsche abnehmen und uns das Abendessen zubereiten. Später gingen wir dann noch ins Mini-Kino des Hauses und gucken "The Quiet Man" in den englischen Originalversion auf einem riesigen Röhrenfernseher. John, der Mitarbeiter, der sich um das Frühstück kümmerte, hatte uns am Morgen vorgeschwärmt, dass es wichtig sei, den Film in entsprechender Größe und mit guten Ton anzusehen, um die Musik und die Bilder gebührend aufnehmen zu können. Ein anderer Mitarbeiter hatte um am Abend, kurz bevor er den Film startete erzählt, dass Deutsche einen anderen Humor hätten und selten über den Film lachen konnten, der gespickt war mit derben irischen Humor, der vergleichbar mit dem englischen ist. Mit den Bildern und der Musik im Ohr gingen wir dann ins Bett.