Donnerstag, 21. Juli 2016

Clonbur

Am Dienstag führte uns der Weg vom Hostel in Cong etwa 8km durch einen wundervollen Wald nahe des Lough Corrib nach Clonbur. Der Tag versprach erneut warm zu werden. In den Nachrichten und im Pub war später am Abend vom wärmsten Tag des Jahres die Rede. Teilweise wurden 30°C erreicht. Im Wald war es sehr gut auszuhalten und es wehte durchweg ein leichtes Lüftchen, das uns das Wandern leichter machte. Das erste Stück des Weges führte durch den Ort Cong, vorbei an der alten Abtei und dem Fischerhaus der Mönche, die wir am Vortag besichtigt hatten, in ein Waldstück, durch das zwei Wanderrouten führten. Zunächst kamen wir vorbei einer Höhle, in der scheinbar Mönche einst zu bestimmten Anlässen gelebt hatten - sie hieß Monk's Cave.
Der Weg führte uns unter der Straße entlang durch einen Tunnel, der einst von den Adligen des Ashford Castle genutzt wurde, um einen Waldspaziergang zu unternehmen, ohne mit dem gewöhnlichen Volke in Berührung zu kommen. Die Luft im Tunnel war einigermaßen kühl. Der folgende Abschnitt des Weges war schön, hatte aber wenig besonderes zu bieten. Vielmehr gab es hier und da einen schönen Baum, Schmetterlinge und Vögel zu sehen und die Sonne schien wunderbar auf unsere Gesichter. Nach etwa zwei Stunden waren wir in Clonbur angekommen, holten im Supermarkt neues Wasser und Bargeld und gingen anschließend die Straße weiter entlang in Richtung unserer nächsten Unterkunft, dem Island View House. Weitere 25 Minuten später waren wir dort angekommen und wurden freundlich begrüßt. Nachdem wir unsere Sachen im Zimmer abgelegt hatten, beschlossen wir, im Lough Corrib baden zu gehen. Etwas 20 Minuten von unserer Unterkunft entfernt sollte eine kleine Möglichkeit sein, um ins Wasser zu gehen.
Der Ort war beschaulich mit ein paar alten Booten in einer kleinen Bucht. Das Wasser war wunderbar kühl und absolut klar, sodass wir den Grund an jeder Stelle des relativ flachen Sees sehen konnten. Später erzählte uns jemand, dass der See insgesamt so flach sei, dass es nur schwer möglich wäre, mit dem Boot dort unterwegs zu sein. Wir hatten uns schon gewundert, warum bei so traumhaften Wetter mitten in den irischen Sommerferien kaum jemand mit dem Boot unterwegs oder im See schwimmen war. Die geringe Tiefe erklärte das eine, für die wenigen Badegäste war die Angst vor Zebramuscheln verantwortlich, die sich zunehmend in den Seen Lough Mask und Lough Corrib ausbreitete.
Am Abend waren wir dann in Burke's Pub in Clonbur und sind dort mit vielen netten Menschen ins Gespräch gekommen. Unter anderen trafen wir zwei Belgierinnen, die wir am nächsten Tag auf dem Berg Benlevy erneut treffen sollten. Wir erkundigten uns bei einer Mitarbeiterin nach dem Weg nach Leenane, unserem Ziel für Donnerstag und sie verwies auf den Besitzer des Pubs - für uns ein wahrer Seegen! Nach einer Weile kam er an unseren Tisch und riet uns davon ab, die Strecke nach Leenane zu wandern, da es außer einer schmalen Straße vorbei an Finny und der anderen Straße vorbei an Maam keine wirklichen Wanderwege gab, die nicht direkt durch die Berge führten. Vielmehr bot er uns an, seinen Bruder zu fragen, ob dieser uns bis Maam mitnehmen könne, wo er täglich vorbeiführe, da er das Peacockes Hotel in Maam Cross betreibe. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, um eine genaue Zeit zu vereinbaren.
Der Mittwoch begann mit einem deftigen irischen Frühstück bevor es 6km und runde 350 Höhenmeter den Benlevy hoch gehen sollte. Die Wanderung war einigermaßen anstrengend, wurde aber vollends durch die Aussicht belohnt, die uns auf einem der höchsten Punkte des Berges erwarten sollte. Die Belgierinnen, von denen ich schon geschrieben hatten, trafen wir auf unserer Suche nach einem alternativen Abstieg, der uns vorbei am Lough Coolin wieder nach Clonbur führen sollte. Sie berichteten uns von ihrer erfolglosen Suche nach diesem Weg, berichteten aber davon, wie herrlich es gewesen sei, in einem kleinen Bergsee zu baden, der oben auf dem Benlevy gelegen war. Wir versuchten dennoch eine Weile weiter unser Glück, bevor wir beschlossen, jenen Weg hinunter zu wandern, den wir hinauf gekommen waren. Beim Abstieg trafen wir noch auf ein deutsches Paar, dass uns von ihren vielen Wanderungen auf den Benlevy erzählte. Auch sie hätten viele Wege probiert, seien aber immer wieder auf diesen einen zurückgekommen. Mit diesem Bericht waren wir einmal mehr bestärkt darin, richtig entschieden zu haben. Nach insgesamt etwa fünf Stunden Wanderung kamen wir wieder im Island View House an und erfreuten uns an einer warmen Dusche und einen Moment zum Beine hochlegen.
Am Abend waren wir erneut in Burke's Pub und trafen neben dem Besitzer heute sogar seinen Bruder, mit dem wir uns für den nächsten Morgen 8:30 Uhr verabredeten. Nach einem guten Essen und ein paar Pint gingen wir wieder in die Unterkunft, packten unsere Sachen und legten uns schlafen. Der nächste Morgen begann für uns früher als gewohnt und die Besitzerin des Island View House sorgte dafür, dass wir unser Full Irish Breakfast um 7:45 Uhr bekamen, um pünktlich an der Straße für unsere Mitfahrlegenheit zu stehen. Diese kam dann auch. Nur war es nicht der Bruder des Pubbesitzers, sondern seine Tochter mit einer Freundin, die uns bis Maam mitnahmen. Dort gingen wir zunächst in eine Tankstelle, um nach einer Mitfahrgelegenheit zu fragen und uns vor dem Regen zu schützen. Gerade als wir wieder rausgehen wollte, kam allerdings ein junger Mann in den Raum und ich fragte ihn, ob er zufällig nach Leenane fahren würde. Er meinte, uns zumindest den halben Weg mitnehmen zu können und wir nahmen diese Gelegenheit an.
In Kilmilkin ließ er uns auf einem Parkplatz raus und es sollte noch einmal ungefähr eine dreiviertel Stunde dauern, bis uns eine deutsche Urlauberin mit ihrem Sohn die letzten 10km bis Leenane mitnahm. So waren wir 30km unterwegs und brauchten dafür ungefähr zwei Stunden, trafen dabei sehr nette Menschen und kamen trotz Regen frohen Mutes in Leenane an. Im Hotel wurden wir mit Tee und Muffins versorgt und warteten so, bis unser Zimmer für uns fertig war.